Fotos: Ronny Ristock
Premiere Deutschland: 17.03.2019 Theater Altenburg-Gera / Theater Altenburg
Premiere Rumänien: 21.06.2019 Teatrul Național Marin Sorescu Craiova
EINE KOPRODUKTION VON VLASOVA / PAWLICA MIT THEATER ALTENBURG-GERA UND TEATRUL NATIONAL MARIN SORESCU CRAIOVA
Eine Gruppe Clowns findet sich in einem leeren, verlassenen Raum wieder. Nichts ist hier. Viel ist zu tun. Gemeinsam versucht die Truppe, ihr zu Hause wiederaufzubauen, eine neue Gesellschaft zu formen. Doch der Schein der vermeintlichen schöpferischen Freiheit trübt. Schnell geraten die Clowns an ihre Grenzen. Die tradierten Werte und Hierarchien sind tief in ihnen verankert. So stehen die philosophischen Weißclowns nach wie vor in der Hierarchie über den dummen Augusten. Dafür sind die tolpatschigen Kollegen beliebter beim Publikum.
Eingefahrene Mechanismen zu überwinden, sich wieder neu und ohne Vorurteile kollegial zu begegnen ist eine Herausforderung für alle Seiten. Die Freiheit muss sich erkämpft, Grenzen überwunden oder neu gesetzt werden. Doch es wird ihnen gelingen. Während die Clowns im ersten Teil der Performance noch an ihre Grenzen stoßen und Konflikte neu verhandeln müssen, feiern sie im zweiten Teil ein umso rauschenderes Fest. Sie erlernen ihre Fähigkeiten, das Publikum zu verzaubern, wieder und entdecken neue Talente untereinander. In die alte Welt kommt neue Farbe und so zelebrieren die Clowns das Leben, wie es nur in einer so bunten Gemeinschaft gefeiert werden kann.
Bühne / Kostüme: Michaela Kirsche
Performance: Theodora Bălan, Ionuţ-Daniel Bănică, Ines Buchmann, Thorsten Dara, Johannes Emmrich, Daria Ghițu, Andrei-Petrişor Ștefănescu, Ioachim Zarculea
Dramaturgie: Svea Haugwitz
PRESSE
Mit einer Bruchlandung landet der Kerl in rot-weiß-gestreiftem Turneranzug hart auf dem Bühnenboden. Sein Traum vom Fliegen zerplatzt ein Mal, zwei Mal, drei Mal. Zu guter Letzt fangen ihn seine Clown-Kollegen auf, tragen ihn auf ihren Armen. Die Botschaft ist simpel: Nur gemeinsam sind wir stark. Und sie ist als Aufruf an Europa, an die Europäer gemeint. Denn das bilaterale Kooperationsprojekt „Clowns“ soll nicht nur „physische Grenzerfahrung“ sein, sondern über Grenzen hinweg verbinden.
[…]
Das Europathema ist dabei allerdings nur lose zu erahnen, man kann auch Anderes in die Szenen hineininterpretieren. Das ist nicht schlimm, im Vordergrund steht ja die Performance. Diese gewinnt nach der Pause an Stärke, als die Inszenierung verstärkt auf die Kleinkunst setzt.
[…] Auch wenn die Mitklatschelemente im Hochkulturrahmen ein bisschen komisch wirken, sie passen in diese Inszenierung. Da wird der Radetzky-Marsch plötzlich mit Trillerpfeifen gegeben. Immer wieder ist ein Clown oder eine Clownin beim Scheitern zu sehen, man lacht, weint, ist zusammen.
[…] einfach großartig agiert Daria Ghițu. Von Sekunde eins klebt man an ihrer Clownin, die gerade einem Stummfilm entsprungen zu sein scheint. Ihr Gang, ihre Blicke und Handbewegungen sind hoch präzise und dennoch von einer charmanten, einnehmenden Leichtigkeit. Ihr und den anderen beiden zuzusehen, macht einfach Freude – und verdeutlicht, wie viel Bewegungskunst auch in der angeblich bloß auf Unterhaltung abzielenden Kleinkunst steckt.“
DIE DEUTSCHE BÜHNE
„Die Aufführung von „Clowns“ am Landestheater Altenburg ist sowohl Zirkus wie auch Theater – und zeigt damit auch die Spannung, die sich zwischen diesen Polen aufbaut. […]
Danach geht der Eiserne Vorhang auf und man sieht eigentlich nichts: nackte Bühnentechnik, null Illusion. Hier geht das Clownsspiel los, das sehr improvisiert wirkt, pur. Diese Reibung, dieser Theaterprachtbau, und dann dieses arme Theater mit maximal ein paar Luftballons und Konfetti, das ist ein sehr effektvolles Setting. Und es macht Spaß zuzugucken.
[…] Es ist ja auch der ganze Abend ein Stück ohne Worte, es ist Pantomime und Tanztheater.
Alle haben tatsächlich aber auch individuell ausgeprägt Charaktere, das ist auch schön erspielt. Auch die grauen Anzüge sind im Detail unterschiedlich gearbeitet. Man kann diesem Kammerspiel, dieser Kammerpantomime schön zusehen, neues Entdecken – oft auch ganz wörtlich. Also wenn da einer aus der Reihe tanzt, oder einer alleine abheben will – und es nur mit Hilfe der anderen schafft.[…]Bei der Frage, ob hier am Ende eine Geschichte erzählt wird, gibt es vielleicht einen Punkt, an dem sich die Geister scheiden. Die einen sagen ‚zu konkret‘, die andere sagen ‚gerade richtig‘ in dieser Inszenierung von Katerina Vlasova und Amadeus Pawlica. Beide sind Anfang 30, also noch jung und arbeiten seit drei Jahren als Choreografen-Duo zusammen, übrigens auch nicht zum ersten Mal in Altenburg-Gera. Und sie bleiben hier eben sehr abstrakt. Man kann das, was sie sagen – also EU, Populismus, Brexit – alles mitdenken und auch entdecken. Man kriegt es aber auch nicht zu deutlich aufs Brot geschmiert.
Ich finde diese Abstraktheit besser als die konkrete Bilder, weil die Bilder einfach dadurch größer sind und es am Ende auch eine Schöpfungsgeschichte mit biblischen Ausmaßen sein kann, diese Europageschichte, die hier erzählt wird.
MDR Kultur
„Uraufführungen sind im Theater Altenburg selten. Am Sonntag war eine dieser rar gesäten Premieren. Zum ersten Mal wurde das Stück „Clowns“ gezeigt. […] Doch um es vorweg zu nehmen, am Ende hat wohl jeder Gast das Theater mit einem Lächeln verlassen.
Hauptsächlich zu Kompositionen von Philip Glass, aber auch zu Ludwig van Beethoven oder Wolfgang Amadeus Mozart führten die Darsteller vom Landestheater und vom rumänischen Teatrul National eine Art Tanzperformance auf. […] im zweiten Teil nach der Pause bewiesen die Darsteller bei den pantomimischen Darbietungen ihr professionelles Können als Mimen. So brachten sie das Publikum zum Lachen und verleiteten es ein ums andere Mal zu Szenenapplaus. Das Lächeln in den Gesichtern blieb, bis der Vorhang fiel, der Premierenapplaus abgeklungen war und die Gäste im Dunkeln des Abends verschwanden.“
LEIPZIGER VOLKSZEITUNG