Winterreise (2020)

Foto: Maciej Rusinek

Premiere: 27.02.2019, Landungsbrücken Frankfurt

EINE KOPRODUKTION VON VLASOVA / PAWLICA MIT LANDUNGSBRÜCKEN FRANKFURT, MIT FREUNDLICHER UNTERSTÜTZUNG VON FREIRAUM DÜSSELDORF UND BALLETTSCHULE SCHNEIDEREIT

Gefördert vom Hessischen Ministerium für Wissenschaft und Kunst

Franz Schuberts Werk ist einer der bekanntesten Liederzyklen der Musikgeschichte und wurde schon unzählige Male im Tanz interpretiert. Der Zyklus wird auf seine absolute Essenz reduziert und mit zwei Darstellern in einem intimen, sehr eindringlichen und intensiven Theaterabend komprimiert. Im Zentrum des Stücks steht das Thema Depression und unserer Umgang damit in der heutigen Gesellschaft. Obwohl es immer mehr Betroffene gibt und fast jeder mindestens einmal in seinem Leben durch eine depressive Verstimmung gegangen ist, bleibt es ein Tabuthema, das niemand gerne anspricht. Dabei gehören Depressionen zu den häufigsten und hinsichtlich ihrer Schwere am meisten unterschätzten Erkrankungen. 

Angelehnt an die Texte von Wilhelm Müller suchen wir nach abstrakten Körperformen und Ausdrucksweisen, die den Zuschauern einen neuen Blick auf die Krankheit und somit auch einen feinfühligeren, reflektierten und weniger von Angst gesteuerten Umgang damit ermöglichen.

Tanz: Katerina Vlasova, Amadeus Pawlica

PRESSE

„Schuberts Liederzyklus auf Gedichte Wilhelm Müllers ist ja ein beliebter Anlass tänzerischer Ideenfindung, und davon haben die Anfangs-Dreißiger reichlich. […] Wer ihre Arbeiten überblickt, bemerkt ein reflektiert dramaturgisches Herangehen an Themen und Werke, das „Winterreise“ nicht ausnimmt und geradezu ein Tanz-Stück aus diesem Tanzstück macht. […] Der Tanz war ernst, langsam, balanciert, synchron. Und machte, selbst im Trockeneis-Nebel, Eindruck bis hin zu wohlgesetzten Pausen. Manch symbolhafte Geste, so das Klammern der Hände, das chiffrenhafte Hintereinander der Körper mit der eigenen und überkreuz der fremden Hand an Stirn oder Hüfte, beschäftigte unsere Neugier und kommentierte den Gesang. Eine alles andere als ins Schneewasser gefallene Premiere.“

FRANKFURTER RUNDSCHAU, 28.02.2020

Als die Post auf halber Strecke kommt, nimmt das Spiel von Ka- terina Vlasova und Amadeus Paw- lica Fahrt auf und durchaus auch heitere Züge an. Mit dem zu Versen von Wilhelm Müller komponierten Liederzyklus von Franz Schubert aus dem Jahr 1827 hat das hochproduktive Künstlerpaar sein Repertoire im zeitgenössischen Tanz um einen Klassiker ergänzt. Verlust, Verlan- gen und Todessehnsucht, Ausgelie- fertsein und Einsamkeit sind seine Themen und dienen Vlasova/Paw- lica dazu, verschiedenste Zustände der Melancholie und Depression auszuloten – auch solche, die das eigene Schaffen immer wieder erfährt. […] – tanzen Vlasova und Pawlica intensiv und virtuos mit hohem Schaupotenzial und vielen klassischen Elementen. […] Über Mimik und Sprache aber drängen, typisch für sie, zunehmend aber auch schauspielerische Elemente ins Stück, unterwandern es durch selbst gesprochene Texte. Jeder für sich zunächst, dann auch gegeneinander: Angst, Wut und Trotz zeichnet die Gesichter. Aber auch Augenzwinkern, wenn sich beide einander mit Schwan-Baderingen umgürtet nah und näher kommen. […] Eher sind sie der emotionale Rettungsring eines fünf Viertelstunden langen bezaubernden Abends über ein gleichwohl ernstes Thema. Unbedingt als naturbasiertes Antidepressivum empfohlen!

STRANDGUT MAGAZIN, 03/2020